Wenn 900 Kerzen brennen- ein starkes Zeichen der Verbundenheit!

Wenn 900 Kerzen brennen- ein starkes Zeichen der Verbundenheit!

Wie eine Gemeinschaft mit ihren Toten umgeht, gibt ein beredetes Zeugnis vom Grad ihrer Kultur, so oder ähnlich lautet ein kluger Spruch. Nicht nur in Glogowatz, sondern ganz allgemein im Banat wurde in ehrfurchtsvoller Weise mit dem Sterben und dem Tod umgegangen. So wenig sich einer allein gelebt hat, so wenig ist man auch allein gestorben – Gott sei Dank. 

In Glogowatz hatte sich eine spezifische Kultur des Sterbens und Totengedenkens herausgebildet. Die Kirchenglocken verkündeten der Gemeinschaft durch ihr Geläut, ob ein Kind, eine Frau oder ein Mann gestorben ist. Oft wurde eigens ein Zimmer vorgehalten, in dem der Sarg mehrtägig aufgebahrt war, damit Verwandten, Nachbarn und Bekannte, die Möglichkeit hatten, sich zu verabschieden. Viele Rosenkränze und Litaneien wurden gebetet, um die arme Seele auf dem Weg in die Ewigkeit zu begleiten. Glogowatz ist seit dem Jahr 1912 im Besitz eines gläsernen Leichenwagens, der gewisse Ähnlichkeit mit einer Märchenkutsche hat – wären Boden und Rahmen nicht schwarz gestrichen und der Anlass seiner Nutzung ein trauriger.

Natürlich ist der Verlust eines lieben Menschen sehr schmerzlich und jeder Hinterbliebene muss diesen Schmerz alleine aushalten. Dennoch ist es gut, wenn man in solchen Stunden nicht allein ist. Die Anteilnahme von Freunden und Bekannten, die da sind, um der verstorbenen Person die letzte Ehre zu erweisen, sind auch ein Trost für die Hinterbliebenen. Sie zeigen, dass man nicht allein ist, nicht allein im Schmerz, nicht allein im Sterben. 

So war und ist der Friedhof immer auch ein Ort der Verbundenheit. Ein Ort der Verbundenheit der Lebenden mit den Toten und der Lebenden untereinander. Ein starkes Zeichen der Verbundenheit durfte unsere Gemeinschaft an Allerheilgen dieses Jahres erleben. Zu unserer großen Gedenk- und Kirchweihfeier im Mai 2022 haben wir Kerzen mitgenommen. Wir wollten mit je einer Kerze auf jedem Grab unserer Toten gedenken. Wegen der großen Trockenheit und der damit verbundenen Feuergefahr konnten wir dies nicht realisieren. Die Gelegenheit dazu bot sich an Allerheiligen. Unser Landsmann Hans Scherer mit seiner Frau Ana, Michael Gerhardt sowie weiteren 20 Personen aus der Katholischen Gemeinschaft sind eingesprungen. Diese engagierte Gruppe hat auf jedem Grab eine Kerze hingestellt und angezündet.  

An diesem Allerheiligen lag eine unbeschreiblich faszinierende Stimmung über dem Friedhof, wie es die Fotos belegen. In der Dämmerung hat sich der Friedhof als sakraler Ort gezeigt, der Licht, Wärme und Trost zu spenden vermag. Er wurde im wahrsten Sinne des Wortes ein „Freidhof“ – wie er in der Glogowatzer Mundart heißt. Wir sind allen Beteiligten für dieses starke Zeichen der Wertschätzung dankbar. Es zeigt: Nicht selten ist die Verbundenheit für Augen und Verstand unsichtbar, doch mit dem Herzen können wir sie spüren. Wenn 900 Kerzen brennen, ist dies mehr als ein Zeichen der Verbundenheit, viel, viel mehr. Vielen Dank euch allen; vă mulțumim frumos; köszönöm szepen!  

HOG Glogowatz

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